Schreiben - warum ?


Auf dem deutschen Buchmarkt tummeln sich Jahr für Jahr knapp 100.000 Neuerscheinungen, insgesamt werden in Deutschland pro Jahr 1 Milliarde!! Bücher hergestellt. Hierbei sind alle Text- und Erscheinungsformen berücksichtigt, also seit einigen Jahren auch das sich immer stärker verbreitende Medium eBook.

Sie alle wollen vermarktet und vor allem gelesen werden.

Und da will ausgerechnet ich dieser ungeheuren Menge noch weitere hinzufügen? Konnte ich mir nicht irgendeine andere sinnvolle Beschäftigung suchen?

Zwei Viren haben mich schon in meinem ersten Lebensjahrzehnt heftig und nachhaltig befallen: die Pferde und das Schreiben. Daran hat sich auch knapp 50 Jahre später nichts geändert, beides ist fester Bestandteil meines Lebens. Der Pferdevirus schlug eines diesigen Novembersonntages im Jahr 1969 auf einem kleinen Ponyhof erbarmungslos zu, der Schreibvirus schlich sich in Form von mehreren als Kommunionsgeschenk getarnten Tagebüchern in mein Hirn. Nach den Tagebüchern und den Aufsätzen der Schulzeit kamen wissenschaftliche Texte, verfasst in Deutsch, Englisch und Spanisch, je nach Bedarf und Studienfach. Nachdem ich meine Universitätskarriere zugunsten unserer eigenen Computerfirma an den Nagel gehängt hatte, veränderten sich die Textsorten erneut. Werbetexte und Bedienungsanleitungen für die von uns entwickelten Software standen nun im Vordergrund meiner Arbeit. Im Freizeitbereich übernahm ich als Geschäftsführerin diverser Reitervereine die Pressearbeit. Ich verfasste Turnierberichte und Vereinsnachrichten , ab Mitte der 2000er Jahre auch einen regelmäßigen Blog auf der Homepage des Vereins. Hinzu kamen Sitzungsprotokolle im Reiterverein und ab 2010 im Vorstand des BDS Mönchengladbach (Bund der Schiedsmänner und –frauen).

Und last but not least erstelle ich in meiner Arbeit als Mediatorin (Unternehmensmediation, Trennungs- und Scheidungsmediation) ausführliche Ergebnisprotokolle der einzelnen Sitzungen. Diese Protokolle sind von essentieller Bedeutung für den Erfolg der Mediation.

Und nun auch noch Romane schreiben? Habe ich sonst nichts zu tun? Es macht mir ganz einfach Spaß, mir Geschichten auszudenken und meiner Phantasie freien Lauf zu lassen. Schon als Kind konnte ich abtauchen in erfundene Existenzen. Der Traum vom eigenen Buch begleitete mein Leben seit vielen Jahrzehnten. Dass ich ihn dann 2010 in die Tat umsetzte, verdanke ich indirekt meinem Mann, der es mit ungeheurer Disziplin schaffte, binnen einem halben Jahr mehr als 35 Kilo abzunehmen und dieses Gewicht auch noch zu halten. Begleitet wurde er bei dieser spektakulären Aktion von unserer Freundin und Heilpraktikerin Anja Gatzweiler aus Krefeld. Für sie schrieb ich im Sommer 2009 die Erfolgsstory meines Mannes auf. Es entstand ein recht umfangreicher Artikel, der in verschiedenen Zeitschriften erschien.

Angespornt durch diesen Erfolg wagte ich mich dann endlich an das Abenteuer Roman. Worüber aber wollte ich denn überhaupt schreiben? Auf jeden Fall über eine Frau, mit der ich mich identifizieren konnte, deren Handlungsweise ich selber verstehen und nachvollziehen konnte. Eine Frau in meinem Alter sollte es sein, denn Bücher über junge Frauen, die gerade die Weichen für Beruf und Familienleben stellen, gibt es genug. Ich wollte zeigen, dass auch das Leben ab 50 ungeheuer spannend sein kann und frau es selbst in der Hand hat, die Weichen noch einmal ganz neu zu stellen. Die Frau um die 50 ist eine faszinierende Mischung aus persönlicher Reife, Lebenserfahrung einerseits und den Gefühlen, Ängsten und Euphorien ihres jüngeren Ichs andererseits. Über solche Frauen wollte ich schreiben.



Und so entstand zunächst „Auszeit“, die fiktive Geschichte einer gestandenen Ehefrau, die quasi aus heiterem Himmel von ihrem Mann verlassen wird und nun mit ihren beiden Hunden allein da steht. Wie sie mit der neuen Situation umgeht und wie ihr nach und nach klar wird, warum es so und nicht anders kommen mußte, ist eines der Kernthemen der Story. Ob es ein Happy-End gibt und wie dieses aussieht, wird hier nicht verraten.


Danach kam „Evangelia“ hinzu. Auch hier steht eine Frau in der viel zitierten Lebensmitte im Fokus. Aber „Evangelia“ ist mehr als die Story von Angela aus Köln. Es ist auch eine Weihnachtsgeschichte mit viel bayerischem Lokalkolorit, es ist die Geschichte einer persönlichen Wandlung und Entwicklung, bei der Angela tatkräftige Unterstützung durch eben jene Evangelia erhält. Und auch hier möchte ich zeigen, wie spannend und facettenreich das Leben der sogenannten „gestandenen Frau“ sein kann.


Etwas anders angelegt ist Roman Nr. 3. „Die Schlösser von Köln“ ist eine Mischung aus Roman und Kurzgeschichten, aber wieder steht mit Carla eine nicht mehr ganz junge Frau, an einem Scheidepunkt ihres Lebens angelangt, im Mittelpunkt.


Roman Nummer 4 bezeichne ich als mein bislang ambitioniertestes Projekt. „Die Weltentänzerin“ erscheint im Herbst 2014 pünktlich zum 25jährigen Jubiläum des Mauerfalls. Ich beschreibe das Leben einer Frau Mitte Sechzig, die die ersten 5 Jahrzehnte ihres Lebens in der ehemaligen DDR bzw. in den neuen Bundesländern verbracht hat. Erst Anfang des neuen Jahrtausends kam sie ins Rheinland und baute sich hier eine neue Existenz auf. In Romanform gefasst, erzähle ich aus den wichtigsten Lebensabschnitten von Marie und möchte meinen Lesern dabei einen Einblick in den Alltag einer ganz normalen DDR-Familie gewähren.


Als nächstes werde ich ein Projekt zu Ende bringen, das ich bereits vor etwa zwei Jahren begonnen, aus persönlichen Gründen jedoch zunächst zurückgestellt habe. Auch im Mittelpunkt meines nächsten Romans wird eine außergewöhnliche Frau stehen, deren Leben ich über viele Jahrzehnte hinweg schildere. Wie Marie in der „Weltentänzerin“, so gibt es auch für Hanna Lange ein konkretes Vorbild aus meinen Lebensumfeld. Ein weiteres Mal konnte ich erkennen, dass es nichts Spannenderes gibt, als das Leben eigentlich „normaler“ Personen nachzuzeichnen. Denn keine Lebensgeschichte ist so wirklich „normal“ …......

Und dann? Dann bin ich immer noch nicht fertig. Ein weiteres sehr anspruchsvolles Projekt wartet schon auf mich, die Schilderung des Schicksals einer Unternehmerfamilie in wechselvollen Zeiten.

Ich möchte weiter schreiben, so lange es mir möglich ist.
Deshalb …. warten wir doch ganz einfach einmal ab….

Ihre Gaby Trippen